Der Klang der Posaunen

... im Verlauf der Jahrhunderte

Die Posaune definiert sich durch ihren beweglichen Zug. Seit ihrer Entstehung ist dies unverändert – mit Ausnahme der Ventilposaune. Diese hätte im 19. Jahrhundert die Zugposaune fast verdrängt.

Der Klang, die Mensur und auch die musikalische Funktion der Posaune war jedoch im Verlauf der Jahrhunderte sehr unterschiedlich. So kam in einigen deutschen Orchestern im 19. Jahrhundert die extrem weit mensurierte «Leipziger» Posaune in Mode (siehe unten), derweil in Frankreich ein eng mensuriertes Instrument und in Wien die Ventilposaune gespielt wurden.

Video: Die deutsche romantische Posaune – Interview mit Ian Bousfield

Die Posaune in Deutschland zur Zeit der Romantik (19. Jahrhundert) unterscheidet sich gänzlich vom heutigen Instrument – nur auf den ersten Blick sehen sich die Instrumente ähnlich.

Ein Team der HKB und der Empa erforschte diese «Leipziger» Posaune (The Sound of Brass, siehe Projektwebseite). 64 historische Posaunen von allen legendären Herstellern wie Sattler, Penzel, Kruspe und Heckel wurden angespielt und vermessen. Zudem wurde deren Legierung bestimmt und Wandstärken gemessen. Aufgrund dieser Daten entwickelte die Firma Egger in Basel Nachbauten von Alt-, Tenor- und Tenorbassposaune (heute meist als Bassposaune bezeichnet, eine weit mensuriertes Instrument in B mit Quartventil).

Historische deutsche Posaunen «kopieren»

Nachbauten deutscher Posaunen der Firma Egger in Basel. Von links: Rainer Egger mit Tenorbassposaune, Ian Bousfield mit Tenorposaune und Alex Schölkopf mit Altposaune.
Nachbauten deutscher Posaunen der Firma Egger in Basel. Von links: Rainer Egger mit Tenorbassposaune, Ian Bousfield mit Tenorposaune und Alex Schölkopf mit Altposaune.

Ein Nachbau eines Blasinstruments orientiert sich primär an der Geometrie der Originale. Doch weitere Faktoren wie Stützen und Verzierungen, die Legierung und die damalige Technik der Metallbearbeitung haben wesentlichen Einfluss auf das Spielverhalten eines Instruments. Dies wiederum beeinflusst den Spieler und den Klang des Instruments.

Die enge Zusammenarbeit zwischen dem Instrumentenbauer (Rainer Egger, Alex Schölkopf) und dem Posaunisten Ian Bousfield (HKB) führte zu Instrumenten, die höchsten Ansprüchen für Solisten und Orchestermusiker genügen. Die gebauten Posaunen sind auch, aber nicht nur, für die historische Aufführungspraxis der damaligen Musik geeignet (z.B. Schumann, Brahms, Wagner, Mahler). Sehr wichtig ist das Mundstück: Historische Mundstücke können sehr exakt kopiert werden, Musiker wählen sich heute wie damals ein Modell aus, das ihnen liegt.

Möchten Sie diese Instrumente testen?

Im Klingenden Museum Bern und an der HKB stehen mehrere historische deutsche Posaunen zum Anspielen zur Verfügung. Der Nachbau einer deutschen Tenorposaune von Egger, Basel, kann auch ausgeliehen wirden (zur Zeit ist er in der Ausstellung FRESH WIND zu sehen). Anfragen auf mail@fresh-wind.ch.

Der Klang des Blechs

Wird der Ton eines Blasinstruments durch sein Material beeinflusst? Es ist doch die Luft, in der die Schallwelle entsteht, die das klingende Element ist?!

Solche Fragen haben Instrumentenbauer immer wieder beschäftigt. Der Lord of Kent liess um 1800 für die englische Armee Flügelhörner aus Messing mit solchen aus reinem Kupfer vergleichen. Angeblich klangen diejenigen aus Kupfer lauter und man schaffte diese an. Der Belgier Charles Mahillon liess 1864 eine Trompete aus Holz bauen und befand, dass sie gleich klang wie das geometrisch identische Instrument aus Messing.

Akustiker suchen heute im Labor nach dem Einfluss des Materials auf den Klang. Die Empa Dübendorf erbrachte 2018 den Nachweis, dass die Masse der Wand, die Position der im Instrument eingelöteten Stützen und auch die Legierungszusammensetzung des Blechs einen Einfluss auf das Schwingungsverhalten des Instruments ausüben. Dieser Einfluss ist zwar klein aber spürbar, wie dies auch Musiker bestätigen, die die unterschiedlichen Instrumente spielen.

Der Klang eines Blasinstrument wird ganz wesentlich durch Bläser*in, Mundstück und Geometrie des Rohrs bestimmt. Das Material beeinflusst hingegen primär den Instrumentenbauer, der sich ihm anpassen muss, siehe folgendes Video. Aber sekundär hat das Material offenbar auch einen direkten Einfluss auf den Klang eines Instruments.

Video: Interview mit Rainer Egger