Frischer Wind für die Orgel

Ja, auch die Orgel ist ein Blasinstrument

... sogar das grösste der Familie! Sie kann einige tausend Pfeifen umfassen, von zehn Metern bis zu wenigen Zentimetern Länge.

Jede dieser Pfeifen kann genau etwas: Einen bestimmten Ton in einer bestimmten Lautstärke («Dynamik») spielen. Der Organist, die Organistin kann diesen Ton mit den Tasten nur starten und wieder beenden – die Tasten sind on/off-Schalter. Der Anschlag, wie er beim Klavier für die Tongestaltung so wichtig ist, ist es auf der Orgel nicht.

Ist es daher erstaunlich, dass Organist*innen den Wunsch haben, wie auf Flöten oder Geigen den Ton direkt zu gestalten? Ist es nicht eher erstaunlich, dass dies erst im 21. Jahrhundert umgesetzt wird? Ein Team um den Berner Organisten und Komponisten Daniel Glaus hat hierfür eine Lösung entwickelt. Je tiefer die Taste gedrückt wird, desto höherer Winddruck fliesst zur Pfeife, die dadurch lauter und manchmal auch höher wird.

Prototypen der winddynamischen Orgel

Das Projekt hat drei Prototypen der winddynamischen Orgel gebaut (siehe auch folgendes Video):

  • Prototyp I ist eine kleine Versuchsanordnung: Nur drei Tasten (Töne) mit je fünf Pfeifen (Register). Er ist aktuell in der Ausstellung FRESH WIND zu sehen.
  • Prototyp II ist eine kleine Orgel: ein Manual mit zwei Oktaven Umfang, drei Registern und 75 Pfeifen.
  • Prototyp III hat drei Manuale mit je fünf Oktaven Umfang, fünf Register und 443 Pfeifen.

Auch andernorts wurden seither winddynamische Orgeln gebaut. Auf ihnen kann eine ganz neue Orgelmusik gespielt werden.

Zur Projektwebseite...

Prototyp I ist mehr Versuchslabor als Musikinstrument
Prototyp I ist mehr Versuchslabor als Musikinstrument
Prototyp II mit 2 Oktaven Umfang, 3 Registern und 75 Pfeifen. Er ermöglicht schon viele musikalische Experimente.
Prototyp II mit 2 Oktaven Umfang, 3 Registern und 75 Pfeifen. Er ermöglicht schon viele musikalische Experimente.

Video: Daniel Glaus und die winddynamischen Orgeln